Es gibt jene ungewohnte Abende, an denen Geschichte nicht nur erzählt, sondern auf eindringliche Weise fühlbar wird. Die musikalische Lesung „Nie bereut – Frauen im Widerstand“, zu der die Heilsbronner Stadtratsfraktionen in den Konventsaal geladen hatten, gehörte zu diesen Momenten. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt – und doch herrschte jene andächtige Stille, die entstehen kann, wenn das Publikum ahnt, dass ihm etwas Besonderes bevorsteht. Das Duo Bassion, bestehend aus Birgit Süß und Klaus Ratzek, verwandelte den Raum in eine Bühne der Erinnerung. Mit einer Mischung aus gesprochenem Wort, historischen Fotografien und musikalischen Motiven entfalteten sie ein Panorama weiblichen Widerstands gegen die NS-Diktatur. Die Vorstellung verzichtete bewusst auf Pathos – und gewann gerade dadurch an Kraft. Süß’s ruhige, präzise gesetzte Sprache verlieh den porträtierten Frauen eine Präsenz, die weit über den Moment hinausreichte. Es waren Geschichten von Mut und List, von Entschlossenheit und heimlicher Rebellion, von Frauen, die sich – jede auf ihre Weise – dem totalitären Anspruch des Regimes verweigerten. Einige handelten politisch motiviert, andere aus menschlicher Empörung, wieder andere aus persönlicher Loyalität. Doch allen gemeinsam war die Bereitschaft, dem Unrecht nicht tatenlos zuzusehen. Ratzeks musikalische Arrangements, mal leise, mal drängend, webten eine klangliche Linie zwischen den Erzählungen. Lieder aus dem internationalen Widerstand, sparsam instrumentiert, öffneten emotionale Räume und schufen eine Atmosphäre, in der sich Vergangenheit und Gegenwart berührten. Manche Melodie blieb wie ein Flüstern im Raum stehen, lange nachdem der letzte Ton verklungen war. Am Ende dieses dichten Abends brauchte es keinen großen Schlussakkord. Das Publikum dankte mit langem, anhaltendem Applaus – ein stilles, aber spürbares Zeichen für die Wirkung, die diese musikalische Lesung hinterlassen hatte. Ein Abend, der erinnerte: an den Mut einzelner – und an die Verantwortung aller.
Thomas Hinkl